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„Jede Spielrunde ist ein Fenster in eine andere Welt“ – Ein Interview mit Adam Davis Fernsby

Adam Davis Fernsby ist nicht der typische Kulturjournalist, dem wir in Talkshows begegnen. Geboren 1989 in London, verschmolz seine Leidenschaft für Brettspiele und Zeitungen im Laufe der Jahre zu einer einzigartigen Karriere. Mit einem Bachelor in Journalismus und einem Master in Game Design von der Goldsmiths, University of London, beobachtet er die Brettspielwelt nicht nur mit einem journalistischen Blick, sondern er analysiert sie als kulturelles Phänomen. Wir haben uns mit ihm zusammengesetzt, um über seine Sicht auf Brettspiele, ihre kulturelle Bedeutung und die Zukunft des Genres zu sprechen.

Frage: Wann hast du gemerkt, dass Brettspiele mehr als nur ein Hobby für dich sind?

Adam Davis Fernsby: Schon als Kind. Ich erinnere mich an Cluedo, da war ich vielleicht sieben oder acht. Dieses Gefühl, dass mich ein Stück Pappe wie ein Detektiv fühlen lässt – das hat mich nie wieder losgelassen.

Frage: Glaubst du, Brettspiele können tatsächlich Geschichten erzählen?

Adam Davis Fernsby: Absolut! Jede Spielrunde ist ein Fenster in eine andere Welt. Du musst Entscheidungen treffen, Herausforderungen meistern und dich jedes Mal aufs Neue mit einer neuen Realität befassen.

Frage: Was ist deine erste bewusste Erinnerung an ein Brettspiel?

Adam Davis Fernsby: Wie ich mit meinen Cousins Monopoly spielte. Ich war furchtbar schlecht darin und ging immer schnell bankrott, aber das gemeinsame Lachen und die kleinen Dramen am Tisch haben mich fasziniert.

Frage: Wann wurde daraus Journalismus?

Adam Davis Fernsby: Während meines Studiums an Goldsmiths. Ich schrieb über Filme und Politik, aber irgendwie konnte mich das nicht dauerhaft fesseln. Daher kehrte ich immer wieder zu Spielen zurück. Irgendwann ist es dabei geblieben.

Frage: Dein Lieblingsspiel aktuell?

Adam Davis Fernsby

Adam Davis Fernsby: Schwer zu sagen. Aktuell wahrscheinlich Ark Nova. Auf den ersten Blick ist Ark Nova einfach nur ein strategisches Zoo-Spiel, aber eigentlich geht es um ethische Entscheidungen und darum, wie wir Verantwortung für die Natur übernehmen.

Frage: Spielst du eher alleine oder mit Gruppen?

Adam Davis Fernsby: Beides. Solo-Spiele sind meditativ. Das tut manchmal richtig gut. Gruppen sind chaotischer, aber dafür auch viel lebendiger. So wird jede Spielrunde zu einem kleinen sozialen Experiment. Selbst Streitigkeiten gehören irgendwo dazu.

Frage: Was unterscheidet moderne Brettspiele von Klassikern?

Adam Davis Fernsby: Die narrative Tiefe und die Themen. Klassiker wie Monopoly oder Risiko sind immer noch relevant, aber moderne Titel greifen reale gesellschaftliche Themen auf. Dadurch faszinieren sie uns.

Frage: Wie reagieren deine Freunde, wenn du am Tisch den Akademiker raushängen lässt?

Adam Davis Fernsby: Sie rollen mit den Augen und sagen „Halt die Klappe!“ Das ist Teil des Spaßes. Ich muss da immer lachen. Wirklich lassen, kann ich es sowieso nicht. Es ist einfach meine Leidenschaft.

Frage: Welche Rolle spielen Brettspiele in der Kultur heute?

Adam Davis Fernsby: Brettspiele sind soziale Räume. Sie spiegeln unsere Ängste, Hoffnungen und Werte wider.

Frage: Was ist mit Videospielen?

Adam Davis Fernsby: Sie dominieren ganz klar. Wir leben schließlich im digitalen Zeitalter. Brettspiele sind dafür um einiges intimer. Diese Intimität macht sie zu etwas Besonderem.

Frage: Hast du ein Spiel, das jeder einmal probieren sollte?

Adam Davis Fernsby: Definitiv Pandemic. Es lehrt Ressourcenmanagement und fördert die Zusammenarbeit. Zudem zeigt es uns, dass man manchmal verliert und zwar egal, wie sehr man sich anstrengt.

Frage: Wie sieht es mit Solo-Spielen aus?

Adam Davis Fernsby: Solo-Spiele sind toll, wenn man einfach nur entspannen will. Man spielt gegen sich selbst, was sehr meditativ ist.

Frage: Sammelst du Spiele?

Adam Davis Fernsby: Absolut. Meine Regale biegen sich unter dem Gewicht – fast schon ein berufliches Risiko. Komm ruhig vorbei und sieh selbst.

Frage: Wie reflektieren Spiele Politik?

Adam Davis Fernsby: Fast alles ist irgendwo politisch. Der Klassiker Monopoly ist beispielsweise eine indirekte Kritik am Kapitalismus. Neue Spiele sind da noch viel expliziter.

Frage: Wie reagieren Laien auf komplexe Spiele?

Adam Davis Fernsby: Meist erstaunt. Viele denken, dass Brettspiele Kinderkram sind. Dann setzen sie sich hin und merken, wie anspruchsvoll sie eigentlich sein können.

Frage: Wie wichtig sind Brettspielcafés?

Adam Davis Fernsby: Sie sind kulturelle Schätze. Indem sie Gemeinschaften schaffen, machen sie aus Fremden Freunden.

Frage: Mit wem spielst du am liebsten?

Adam Davis Fernsby: Ein Mix. Mit Freunden ist es Chaos, mit anderen Journalisten Diskussion.

Frage: Welche Spiele haben dich am meisten überrascht?

Adam Davis Fernsby: Moderne Spiele wie Detective oder Gloomhaven. Sie sind sozial und erzählen Geschichten. Früher wäre das undenkbar.

Frage: Was macht ein Spiel für dich besonders?

Adam Davis Fernsby: Wenn es mich fühlen lässt.

Frage: Ein abschließender Gedanke für unsere Leser?

Adam Davis Fernsby: Jede Spielrunde ist mehr als Unterhaltung. Sie ist eine Möglichkeit, andere Perspektiven zu sehen. Genau dadurch öffnen sie Fenster in eine andere Welt. Wenn wir Spiele mit offenem Herzen spielen, können wir uns und andere besser verstehen.

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