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Digitale Identität trifft Diskretion

Digitale Identität ist 2025 kein Zukunftsthema mehr, sondern in vielen Aspekten höchst relevant. Mit der Einführung der europäischen EUDI-Wallet (European Digital Identity Wallet) setzt die EU neue Standards für den sicheren, datensparsamen Umgang mit Identitätsdaten. Parallel dazu greifen vermögende Privatpersonen und Unternehmen zu ausgefeilten Wallet-Lösungen, die Diskretion und Kontrolle vereinen – darunter Multi-Signatur-Systeme und Privacy-Coins. Inmitten regulatorischer Vorgaben und wachsender Cyberrisiken entsteht eine digitale Identitätslandschaft, die Datenschutz, Nachweisbarkeit und Diskretion miteinander verbindet.

Europas digitale Identität wird Realität

Die europäische EUDI-Wallet ist längst nicht mehr nur ein politisches Vorhaben – sie wird 2025 in mehreren EU-Mitgliedstaaten bereits praktisch erprobt. Grundlage ist die eIDAS-2.0-Verordnung, die im Mai 2024 in Kraft trat und einen verbindlichen Rechtsrahmen für die digitale Identität in Europa schafft. Ziel ist es, allen Bürger einen freiwilligen, sicheren und datensouveränen Weg zu bieten, sich online auszuweisen – ohne jedes Mal sensible Dokumente vollständig offenlegen zu müssen.

Statt etwa eine Ausweiskopie zu versenden, erlaubt die EUDI-Wallet eine selektive Weitergabe relevanter Informationen – etwa, dass jemand volljährig ist oder einen bestimmten Wohnsitz hat. Technisch umgesetzt wird dies durch Verfahren wie „Selective Disclosure“ und sogenannte Zero-Knowledge-Proofs: Sie ermöglichen es, Nachweise zu erbringen, ohne dabei mehr Informationen preiszugeben als nötig. Wer sein Alter nachweist, muss nicht gleichzeitig seinen vollen Namen oder Geburtsort offenlegen. Die Idee dahinter: Du zeigst, was erforderlich ist – und behältst den Rest für dich.

Bis spätestens 2026 muss jeder EU-Staat mindestens eine eigene Wallet-Lösung bereitstellen. In Deutschland ist man bereits einen Schritt weiter: Seit Anfang 2025 laufen erste Praxistests unter der Leitung des Bundesinnenministeriums (BMI) und der staatlichen IT-Dienstleisterin GovDigital. Nutzer können über Testzugänge bereits einzelne Anwendungsfälle wie digitale Führerscheine oder Altersverifikationen erproben – beispielsweise beim Zugang zu Online-Diensten oder im E-Government.

Was noch fehlt, ist die breite Integration in Alltagsszenarien – etwa im Online-Banking, bei Versicherungen oder in der digitalen Patientenakte. Doch die Grundlagen sind gelegt, die technischen Schnittstellen stehen bereit, und die EU fördert zahlreiche grenzüberschreitende Pilotprojekte, um die Interoperabilität sicherzustellen. Die EUDI-Wallet ist damit auf dem besten Weg, zum digitalen Standardnachweis für Europa zu werden – flexibel, datensparsam und unter voller Kontrolle der Nutzer.

Online erkannt werden – aber bitte datensparsam

Gerade im digitalen Alltag gewinnt die Frage nach Identität und Nachweisbarkeit zunehmend an Bedeutung. Ob beim Online-Banking, bei Streaming-Diensten oder im Gaming-Bereich – Nutzer:innen müssen sich regelmäßig ausweisen oder verifizieren, oft auf unsichere oder umständliche Weise. Der Umgang mit Passwörtern, Zwei-Faktor-Codes oder Dokumenten-Uploads ist dabei nicht nur lästig, sondern birgt auch Risiken für Datenschutz und Datensicherheit.

Besonders sensibel wird es dort, wo rechtliche Altersgrenzen oder finanzielle Risiken eine Rolle spielen. Viele Streaming- und Gaming-Plattformen verlangen Altersverifikationen, greifen dabei aber auf externe Anbieter zurück, die teils mehr Daten erheben, als für den eigentlichen Zweck notwendig wäre. Im Glücksspielsektor wiederum bieten manche Anbieter mit Lizenzen aus beispielsweise dem Ausland die Möglichkeit in Online Casinos ohne Verifizierung spielen zu können. Dort erfolgt die Identitätsprüfung oft pseudonymisiert oder stark minimiert – ein Ansatz, der Datenschutzbedürfnisse vieler Nutzer aufgreift.

Insgesamt zeigt sich: Digitale Identität im Netz ist längst kein Randthema mehr, sondern ein zentrales Element digitaler Teilhabe – sei es zur Absicherung sensibler Transaktionen oder zur Wahrung der Privatsphäre bei alltäglichen Online-Aktivitäten.

Pseudonyme in der Praxis

Spannend wird die EUDI-Wallet nicht nur für Bürger – auch im digitalen Finanzwesen eröffnen sich neue Optionen. Denn die Wallet lässt sich mit pseudonymen Identitätsnachweisen kombinieren. In digitalen Asset-Registern etwa kann eine Wallet-Adresse Eigentümerrechte abbilden, ohne dass der reale Name öffentlich einsehbar ist. Das schützt sensible Investorenstrukturen – beispielsweise bei der Tokenisierung von Immobilien, Kunst oder Unternehmensanteilen.

Die EU erkennt das Spannungsfeld zwischen Datenschutz und Transparenz. Die Wallet soll kompatibel mit regulatorischen Anforderungen (etwa KYC/AML) sein, ohne Nutzerdaten unnötig preiszugeben. Für Unternehmen eröffnet sich ein Szenario, in dem Compliance und Diskretion gleichzeitig möglich sind – besonders attraktiv für Family Offices und internationale Fonds.

Was sich abzeichnet, ist eine neue Generation digitaler Identität – eine, die auf Freiwilligkeit, technologische Eleganz und Datenschutz setzt. Die EUDI-Wallet macht den Anfang für alle EU-Bürger, Multi-Sig- und Privacy-Lösungen verfeinern das Spiel für die Vermögenden. Entscheidend wird sein, ob sich diese Technologien intelligent verbinden lassen – damit Sicherheit nicht auf Kosten der Freiheit geht.

Quellen:

https://ec.europa.eu/digital-building-blocks/sites/display/EUDIGITALIDENTITYWALLET/The+Digital+Identity+Regulation+Enters+into+Force

https://ec.europa.eu/digital-building-blocks/sites/display/EUDIGITALIDENTITYWALLET/Security+and+Privacy

https://bmi.usercontent.opencode.de/eudi-wallet/eidas2/en/start/

https://www.linkedin.com/pulse/understanding-preventing-multi-signature-wallet-denis-nikiforov-xd1zf/

https://coinbureau.com/analysis/top-privacy-coins/

https://www.alchemy.com/dapps/best/multisig-wallets

https://data.europa.eu/en/news-events/news/european-digital-identity-wallet-simplifying-secure-access-online-services

https://bmi.usercontent.opencode.de/eudi-wallet/eidas2/en/start/

https://www.sprind.org/en/actions/challenges/eudi-wallet-prototypes

https://www.edgardunn.com/articles/the-implications-of-digital-identity-eidas-2-0-on-payments

https://eu-digital-identity-wallet.github.io/eudi-doc-architecture-and-reference-framework/latest/discussion-topics/g-zero-knowledge-proof/

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