
Wer regelmäßig deutsche Fernsehinhalte über RTL+ streamt, kennt vielleicht das Problem: Kaum wird sich im Ausland aufgehalten, erscheint statt der Lieblingssendung nur noch ein Hinweis auf die eingeschränkte Verfügbarkeit.
Die Ursache liegt im sogenannten Geoblocking. Dieser Mechanismus verhindert, dass Inhalte außerhalb der Region abrufbar sind, für die sie lizenziert wurden – in diesem Fall also Deutschland. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Nachrichten, Serien oder Live-Sendungen handelt.
Die Rolle der EU-Portabilitätsverordnung
Innerhalb der Europäischen Union greift die sogenannte EU-Portabilitätsverordnung. Diese erlaubt es Nutzer:innen kostenpflichtiger Streamingdienste, ihre abonnierten Inhalte auch bei vorübergehendem Aufenthalt in einem anderen EU-Land zu sehen – allerdings nur dann, wenn der Anbieter dies auch technisch umsetzt. RTL+ bietet diesen Service grundsätzlich an. Bestimmte Formate wie Livestreams und tagesaktuelle Inhalte werden jedoch weiterhin eingeschränkt.
Noch komplexer sieht der Sachverhalt außerhalb der EU aus. Diejenigen, die beispielsweise in der Schweiz, in den USA oder in Asien auf Inhalte zugreifen möchten, stößt in der Regel auf eine komplette digitale Barriere.
Viele Nutzer suchen deshalb nach legalen Wegen, um RTL aus dem Ausland schauen zu können, natürlich ohne dabei gegen rechtliche Bestimmungen oder Nutzungsbedingungen zu verstoßen.
Welche rechtlichen Regelungen beim Streaming gelten
Streaming über Anbieter wie RTL+ unterliegt nicht nur gewissen technischen, sondern auch juristischen Einschränkungen.
Während die Nutzung eines VPNs – also eines virtuellen privaten Netzwerks – in Deutschland und vielen anderen Ländern legal ist, kann sie je nach Dienst auch gegen die Nutzungsbedingungen verstoßen. Einige Anbieter behalten sich vor, Nutzer bei Missachtung dieser Regeln zu sperren oder den Zugang einzuschränken.
Im Klartext heißt das, dass das Umgehen von Geoblocking nicht automatisch illegal ist. Es kann jedoch vertragliche Konsequenzen haben. Nutzer:innen, die auf Nummer sicher gehen möchten, sollten daher im Vorfeld die AGB des jeweiligen Streamingdienstes sowie die nationalen Regelungen ihres Aufenthaltslandes prüfen.
Was sagt die aktuelle Expertenlage?
Die Redaktion von Cybernews hat sich ausführlich mit dem Thema Geoblocking und TV-Streaming befasst.
In einem aktuellen Bericht betonen die Autoren, dass sich viele Nutzer auf einen VPN-Dienst verlassen, der speziell für die Umgehung geografischer Sperren optimiert ist. Entscheidend sei dabei jedoch vor allem der Datenschutz – und die Fähigkeit, sich gegen die Erkennungssysteme der großen Plattformen durchzusetzen.
Nicht jeder VPN-Anbieter bietet stabile Verbindungen oder ausreichende Geschwindigkeit für Live-Streams. Daher wird empfohlen, bei der Auswahl auf unabhängige Tests und Nutzerbewertungen zu achten. Transparenz, Serverstandorte und Datenschutzrichtlinien stellen in diesem Zusammenhang die wichtigsten Kriterien dar.
Ein kurzer Blick auf die Datenlage
Laut einer Untersuchung der Europäischen Kommission gaben rund 27 Prozent der befragten EU-Bürger:innen an, schon einmal versucht zu haben, auf Inhalte aus ihrem Heimatland zuzugreifen, während sie im Ausland unterwegs waren.
Der Wunsch nach medienübergreifender Verfügbarkeit ist also keine Ausnahme, sondern weit verbreitet – insbesondere, wenn es um Nachrichtensendungen und Live-Sport geht.
Verfügbarkeit verstehen und bewusst handeln
RTL+ ist eines der meistgenutzten Streamingangebote in Deutschland. Diejenigen, die die Inhalte auch im Ausland sehen möchten, sollten sich vorab gut informieren.
Innerhalb der EU sind viele Inhalte inzwischen zugänglich, außerhalb wird es allerdings komplizierter. VPNs können an dieser Stelle helfen, rechtlich bewegen sich die Nutzer:innen hier aber häufig in einer Grauzone.
Wer auf aktuelle Informationen nicht verzichten möchte, findet mit seriöser Vorbereitung und rechtssicherem Vorgehen dennoch Möglichkeiten, auch unterwegs auf deutsche Inhalte zuzugreifen.
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